Abschlusskonferenz
Am 19. Mai 2022 fand in der Vertretung der Woiwodschaft Wielkopolska in Brüssel die Abschlusskonferenz des Projektes RegiaMobil in Präsenz statt.
Die Leiterin der Vertretung der Wojewodschaft Wielkopolska, Direktorin Małgorzata Sylla, hieß die Teilnehmer der Abschlusskonferenz herzlich in den Räumlichkeiten willkommen. Sie hob hervor, wie wichtig internationale Kooperation in Europa ist und freute sich, dass die Wojewodschaft eine so aktive Rolle im Projekt inne hatte.
Als Gastgeber und Veranstalter übernahm Piotr Kupcyk, ebenfalls von der Wojewodschaft Wielkopolska, das Wort und dankte allen Projektpartnern dafür, an dieser Veranstaltung teilzunehmen.
Für den Leadpartner begrüßte Felix Käufler vom Sächsischen Staatsministerium für Regionalentwicklung (SMR) die anwesenden Projektpartner und Experten. Er bedankte sich bei den Vertretern der Woiwodschaft für den freundlichen Empfang. Herr Käufler nutze die einleitenden Worte, um über das Projekt zu resümieren. Er hob dabei insbesondere den schwierigen Projektstart hervor, da noch vor Beginn des eigentlichen Projektes sich der Leadpartner aus dem Projekt zurückziehen musste und das SMR diese Rolle - wie er betonte sehr gern - übernahm. Die mit Projektbeginn über Europa massiv hereinbrechende Corona-Pandemie führte dazu, dass insbesondere im Bereich des ÖPNV geltende Beschränkungen eine Projektumsetzung schwierig werden ließen. Er dankte allen Projektpartnern und dem externen Projektsekretariat - gestellt durch die Kollegen von Core Consult aus Dresden - für den unermüdlichen Einsatz und das persönliche Engagement. Nur dadurch war es möglich, dass das Projekt die Ergebnisse erzielt hat und alle geplanten Aktivitäten umgesetzt wurden, so dass man sich zur Abschlusskonferenz treffen konnte. Insbesondere die Einschränkungen in der Pandemie mit Blick auf die eingeschränkte Verfügbarkeit von lokalen Angeboten der Daseinsvorsorge zeigten aus seiner Sicht die Notwendigkeit von innovativen Lösungen für den öffentlichen Personennahverkehr insbesondere im ländlichen Raum. Mit diesen Worten übergab er das Wort an Frau Dr. Rauh.
Dr. Nadine Rauh konnte in ihrer begeisternden Keynote mit dem Titel „Demand and usage behavior of innovative mobility offers in rural areas“ die Teilnehmer der Abschlusskonferenz auf die Herausforderungen des öffentlichen Nahverkehrs in Mitteleuropa einstimmen. Aufgrund ihres Studienschwerpunktes öffnete sie die zu betrachtenden Aspekte über die üblichen Themenfelder Bus- und Bahnverkehr, Tarifsysteme und Taktungen sowie smarte Mobilitätslösungen hinaus auf die Automatisierung des öffentlichen Personennahverkehrs, insbesondere im ländlichen Raum. Dazu zeigte Frau Dr. Rauh interessante Aspekte die durch ihre Forschung entwickelten Machbarkeiten aber auch Herausforderungen und deren mögliche Lösungen.
Die anschließende Fragerunde wurde von den Teilnehmern der Veranstaltung reichlich genutzt und die Themen in der anschließenden Diskussionsrunde vertiefend erörtert.
An die Keynote von Dr. Nadine Rauh schloss sich die Diskussionsrunde mit Experten aus unterschiedlichen Bereichen der öffentlichen Mobilität an.
Experten und Projektteilnehmer diskutierten unterschiedliche Aspekte und Lösungsansätze für den öffentlichen Personennahverkehr in den jeweiligen Regionen. Interessant war bei vielen Maßnahmen, dass diese in unterschiedlichen Regionen unterschiedliche Ergebnisse erwarten ließen. So scheint beispielsweise ein kostenfreies oder extrem verbilligtes Nahverkehrsangebot (Stichwort 9-Euro-Ticket) in italienischen Regionen wenig versprechend, da öffentlicher Nahverkehr dort das Image einer "Mobilität für arme Leute" hat. Eine Preisreduzierung könnte in solchen Regionen ohne intensive Marketingbegleitung dazu führen, dass Mobilitätslösungen eher verstärkt abgelehnt werden und somit noch weniger genutzt werden.
Weitgehend Einigkeit herrschte dagegen, dass die Schiene einen wesentlichen Beitrag zur Mobilität im ländlichen Raum beitragen werden muss. Dies gilt aus Überlegungen der möglichen schnellen Verbindungen, der Einbindungsmöglichkeit des regionalen Verkehrs in überregionale- und Fernverkehrsverbindungen und nicht zuletzt auch aus ökologischen Gesichtspunkten, da Schienenverkehr einfacher elektrifizierbar und somit CO2 ärmer angeboten werden kann.
Bezugnehmend auf den Einführungsvortrag gab man als Ergebnis der Diskussion der Schiene auch das größtmögliche Potenzial mit Blick auf Automatisierung. Der Vorteil der Schiene aus Sicht der Diskussionsteilnehmer ist, dass nicht automatisierte "Störfaktoren", wie sie auf absehbare Zeit im Straßenverkehr vorkommen werden, weitgehend ausgeschlossen werden können. Selbstfahrende Verbindungen gibt es in Europa schon einige, eine Übersicht finden Sie auf den Seiten der Allianz pro Schiene.
- Autonomes Fahren auf der Schiene: Wie die Bahnen schon heute selbstständig unterwegs sind Zu den Seiten der Allianz pro Schiene
Inhalt der Paneldiskussion waren die Herausforderungen des öffentlichen Verkehrs insbesondere im ländlichen Raum und die Möglichkeiten der Vernetzung des ländlichen und des städtischen Raums. Hierbei wurden unterschiedliche Möglichkeiten des kombinierten Verkehrs erörtert.
Was im Bereich Güterverkehr seit langem praktiziert wird, muss auch beim Personennah- und -fernverkehr besser betrachtet werden - nämlich die Kombination unterschiedlicher Systeme. Hierbei muss das Ziel des Nutzers - das Erreichen eines Punktes B von einem Punkt A aus - im Vordergrund stehen. Einig waren sich die Diskussionsteilnehmer darüber, dass dies auf absehbare Zeit nur durch eine Kombination von öffentlichem und Individualverkehr möglich sein wird. So wird es auf Park-and-Ride-Parkplätze ebenso ankommen, wie auf interregionale Schnellverbindungen (Straße, Schiene), regionale Zubringer, Bikesharing- oder Carsharing-Angebote am Zielort und multioperable Nutzeroberflächen von smarten Mobilitätsplattformen, die dem Nutzer einfach und verständlich die Kombination der Verkehrslösungen aufzeigen, um zum Zielpunkt zu gelangen.